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Demokratiefähigkeit und Bürgerkompetenzen

Projektleiter: Michael May
Finanzierung: Land Sachsen-Anhalt / Landesstipendium
Laufzeit: 12/2002 - 12/2004
Kurzbeschreibung: Demokratie und Demokratiefähigkeit spielen in der pädagogisch-didaktischen Diskussion traditionell eine untergeordnete Rolle. In den letzten Jahren ist jedoch zu verzeichnen, dass Demokratie als Orientierungspunkt und Zielbegriff sowohl in der allgemein-pädagogischen Literatur als auch in der fachdidaktischen Literatur (Sozialkunde) an Bedeutung gewinnt. So stimmen etwa im sog. Darmstädter Appell eine Reihe von Politikdidaktikern darin überein, dass "Ziel politischer Bildungsarbeit [...] die Befähigung von Schülerinnen und Schülern zur Wahrnehmung ihrer Bürgerrolle in der Demokratie sein" muss. Mit dieser allgemeinen Zielstellung ist jedoch noch nichts darüber ausgesagt, was ein Schüler wissen und können muss, um ihm eben die Wahrnehmung der Bürgerrolle zu ermöglichen. Soll der Sozialkundeunterricht einen Beitrag zur Ausbildung solcher Kompetenzen leisten, so muss die Sozialkundedidaktik in der Lage sein, diese systematisch zu formulieren (und auch zu empirisch zu untersuchen).
Bei der PISA-Studie konnte man bei den untersuchten Kompetenzen auf umfangreiche theoretische Abhandlungen zur Lesekompetenz, Sozialkompetenz, Problemlösekompetenz etc. zurückgreifen. Dies wäre bei einer Untersuchung der Demokratiefähigkeit nicht möglich, da ein differenziertes theoretisches Konzept von Demokratiefähigkeit nicht existiert. Ziel der Arbeit ist deshalb die systematische Beschreibung dieses Kompetenzbereiches. Dies erfolgt - entgegen Dewey - unter Bezug auf einen Demokratiebegriff verstanden als Lebens-, Gesellschafts- und Herrschaftsform. Es handelt sich bei meinem Vorhaben somit um eine theoretische Arbeit in empirischer Absicht.
Der zugrunde gelegte Kompetenzbegriff ist in Anlehnung an die PISA-Studie funktional auf die Bewältigung bestimmter Lebenssituationen gedacht und zielt auf kognitive Fähigkeiten.
Mittelfristig verspreche ich mir von diesem Ansatz

  • eine realistische Einschätzung der Leistungsfähigkeit des ‚Nahraums Schule' für die Vorbereitung der Schüler auf das hochkomplexe und abstrakte System ‚Massendemokratie',
  • eine integrierende Funktion für das aus vielen Einzeldisziplinen ‚zusammengesetzte' Fach Sozialkunde,
  • einen erneuten Anstoß und eine Versachlichung der ins Stocken geratenen Zieldiskussion,
  • die empirische Untersuchung der ontogenetischen Entwicklung von Bürgerkompetenzen.

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