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Hallesche Abendgespräche im WS 2018/2019

Organisatorinnen

Dr. Ulrike Deppe, Dr. Thomas Geier, Dr. Christiane Lähnemann

Pädagogische Beziehungen

Pädagogisches Handeln vollzieht sich in beziehungsförmigen Bildungs-, Erziehungs- sowie Lehr- und Lernprozessen. Die professionelle Ausgestaltung von pädagogischen Beziehungen ist zudem ein zentrales Kriterium pädagogischer Professionalität. Dem Verhältnis zwischen Pädagog*innen und pädagogischen Adressat*innen gilt deshalb ein zwar nicht ausschließliches, aber dennoch besonderes Augenmerk. Die Art und Weise, wie pädagogische Beziehungen sich empirisch untersuchen, theoretisch bestimmen sowie praktisch gestalten und kritisch beurteilen lassen, unterliegt einem historischen Wandel und ist abhängig von den jeweils verfügbaren beziehungsweise präferierten empirischen und theoretischen Erkenntnissen und Gegenstandsauffassungen.
Mit Blick auf ihre normativen Implikationen dürfen pädagogisch relevante Beziehungstheorien als umstritten gelten. Dies zeigt sich beispielhaft in den pädagogischen Thematisierungen zu Anerkennung und Missachtung der letzten Jahre. Hierbei gilt es zu klären, wie Machtförmigkeit und Asymmetrie pädagogischer Beziehungen oder ihr antinomisches Verhältnis von Nähe und Distanz, Diffusität und Rollenförmigkeit so gestaltet werden können, dass Abhängigkeit oder Vulnerabilität der Adressat*innen in pädagogischen Beziehungen nicht ausgenutzt oder gar missbraucht werden.
Wie anfällig das Konstrukt einer pädagogischen Beziehung für Gewaltverhältnisse und Entgrenzungen des Pädagogischen sein kann, hat sich im Rahmen der späten Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt u.a. in reformpädagogischen Institutionen gezeigt. Die Debatte darüber ist ein virulentes Thema in der erziehungswissenschaftlichen Diskussion, das wir in dieser Reihe der Halleschen Abendgespräche nicht aussparen wollen, wenn grundlegende Fragen nach der Ausgestaltung pädagogischer Beziehungen gestellt werden. Gleichzeitig wird insgesamt eine Leerstelle innerhalb des erziehungswissenschaftlichen Verständnisses pädagogischer Beziehungen deutlich: die systematische Verkennung der leiblich-körperlichen Dimension innerhalb von Bildung, aber auch zwischen Pädagog*innen und Adressat*innen.
Vor diesem Hintergrund stellen sich Fragen danach, wie Gestalt und Charakter pädagogischer Beziehungen konzipiert und ihre etwaige Normativität begründet werden können. Wie lassen sich pädagogische Beziehungen in den Blick nehmen, beschreiben, analysieren, theoretisieren und/oder praktisch gestalten? Im Rahmen der Abendgespräche für das WiSe 2018/19 am Zentrum für Schul- und Bildungsforschung sollen theoretische und empirische Perspektiven auf Praktiken und Strukturen der Ausgestaltung von intersubjektiven Beziehungen in unterschiedlichen pädagogischen Feldern eröffnet und diskutiert werden.

Termine

  • 29.10.2018: Annedore Prengel (Potsdam): Relationalitätstheorien und ihre Bedeutung für eine zu entwerfende „Pädagogikethik“
  • 12.11.2018: Natalie Fischer (Kassel): Beziehungen zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern – theoretische Grundlagen und empirische Erfassbarkeit
  • 03.12.2018: Werner Thole (Kassel): Intimität als Problem und Herausforderung pädagogischen Denkens und Handelns
  • 21.01.2019: Sabine Andresen (Frankfurt a.M.): Sprechen und Schweigen in der Erziehungswissenschaft – Erkenntnisse aus der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt
  • 04.02.2019: Werner Helsper (Halle): Schulische Anerkennungsbeziehungen in exklusiven schulkulturellen Ordnungen – die Ambivalenz der Meritokratie

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