Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Hallesche Abendgespräche im SoSe 2019

Organisatoren

Prof. Dr. Michael Domsgen und Dr. Mareke Niemann

In Kooperation mit der Forschungsstelle Religiöse Kommunikations- und Lernprozesse

Religion, Jugend, Bildung im Kontext von gesellschaftlicher Pluralität

Die Jugendphase ist für die Analyse religiöser Bildungsprozesse von besonderem Interesse. Denn in der Adoleszenz setzen sich Jugendliche mit Fragen nach ihrer Identität und damit mit allgemeinen Lebensfragen auseinander, die sich auch ebenso als religiöse Sinn- und Glaubensfragen verstehen lassen. Verschiedene religiöse Angebote und Übergangsrituale sind daher in der Jugendphase verortet. Die Frage nach der Bedeutung von Religion für junge Menschen und nach der Ausgestaltung religiöser jugendlicher Bildungsprozesse stellt sich neu vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Transformationsprozesse, von Migrations- und Wanderungsbewegungen, der Ausdifferenzierung und Pluralisierung der Gesellschaft.

Für Deutschland wird unter dem Sichtwort der Entkirchlichung ein Relevanzverlust der kirchlich institutionalisierten Religion beschrieben. Der christliche Glaube ist nicht mehr selbstverständlich, vielmehr wird auf eine Individualisierung und im Zuge von Migrationsbewegungen auf eine Pluralisierung religiöser und weltanschaulicher Haltungen verwiesen. Der gesellschaftliche Transformationsprozess von einerseits Religionsdistanz, andererseits der Pluralisierung religiöser und weltanschaulicher Haltungen geht mit dem Verlust von bekannten Erfahrungsräumen und dem Eintreten in fremde Erfahrungsräume einher.

Unter den Bedingungen einer Optionsgesellschaft (Taylor 2012) und der Abnahme der Orientierung an tradierten Weltbildern führen Jugendliche nicht mehr unmittelbar die familiäre Glaubens- bzw. Nichtglaubenstradition fort. Der Anspruch der postmodernen Gesellschaft sich seinen individuellen Sinn zu konstruieren, ermöglicht einerseits Freiräume, produziert andererseits Ambivalenzen. Jugendliche setzen sich im Rahmen ihrer Erfahrungen und kontextuellen Einbindungen mit den familiären, peerkulturellen und medial vermittelten religiösen Orientierungen auseinander. Vor dem Hintergrund dieser gesellschaftlichen Entwicklungen stellt sich die Frage, wie sich religiöse Bildung in der Jugendphase im Kontext von religiöser und weltanschaulicher Pluralisierung gestaltet.

Im Rahmen der Halleschen Abendgespräche im Sommersemser 2019 sollen interdisziplinäre Perspektiven aus unterschiedlichen theoretischen und empirischen Blickwinkeln zeigen, wie religiös gebundene und konfessionslose Jugendliche mit Religion in einer pluralen Gesellschaft umgehen und welche Bedeutung religiöse Bildung für sie hat. Diskutiert werden soll dementsprechend, wie sich Jugendliche auf religiöse Bildung beziehen, und an welchen Ritualen sie sich unter der Erfahrung gesellschaftlicher Pluralität orientieren.

Termine

  • Montag, 13.05.2019: Sarah Demmrich (Münster) und Michael Domsgen (Halle): Religiosität bei Jugendlichen in Ostdeutschland - Neue religiöse Rituale und ihre psychologischen Funktionen im tiefsäkularisierten Kontext
  • Montag, 20.05.2019: Tarek Badawia (Erlangen-Nürnberg):  Religiöse Bildung im säkularen Auftrag - Islamunterricht zwischen  Boykott und Emergenz neuer Religiosität unter Jugendlichen
  • Montag, 27.05.2019: Thomas Geier (Frankfurt): Positionierungen in Religions-, Migrations- und Bildungsdiskursen - Biographien und Praktiken von jugendlichen Teilnehmern muslimischer Gesprächskreise
  • Montag, 17.06.2019: Christel Gärtner (Münster): Die Bedeutung von Religion für Jugendliche im Kontext einer pluralisierten Gesellschaft
  • Montag, 08.07.2019: Henrik Simojoki (Bamberg): Die Religiosität von jungen Geflüchteten als Herausforderung pädagogischer Professionalität

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