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Medien und Mediennutzung im 21. Jahrhundert

Medien und Mediennutzung im 21. Jahrhundert - Eine Szenariotechnik für die Sekundarstufe I

von Andreas Dietz

abgedruckt in: Gesellschaft - Wirtschaft - Politik (GWP) 2/2006, S. 253-266

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Auszug

1. Einleitung

Der Didaktiker Hermann Giesecke hat mit Blick auf den Erziehungsauftrag der Schule folgendes zur Sozialisationswirkung von Massenmedien geäußert: „Historisch gesehen hat das Fernsehen, aller kulturkritischen Nörgelei zum Trotz, viel zur Demokratisierung der politischen und kulturellen Öffentlichkeit beigetragen. Es hat [...] in einem vorher nicht bekannten Maße allen alles zugänglich gemacht, was überhaupt durch Wort und Bild mitgeteilt werden kann. Daß damit neue Orientierungsprobleme nicht zuletzt auch für Kinder entstanden sind, ist nicht zu leugnen.“ (Giesecke 1999: 41) Konkreter heißt es: „Die nachhaltigste Sozialisationswirkung dürfte [...] von seiner Suggestion [ausgehen], daß alles Wichtige leicht zu verstehen sei und daß umgekehrt, was nicht leicht zu erfassen ist, schlecht präsentiert werde. Der Show-Design diktierte Vergleich zur Schule muß dann verheerend für diese ausfallen.“ (ebenda: 40). Giesecke kritisiert, dass Pädagogen versuchen, mit darstellerischen Tricks und multimedialen Arrangements in einen Wettlauf mit dem Fernsehen zu treten, um die Schüler angesichts ihrer TVErlebnisse noch motivieren zu können. Einen solchen Wettlauf kann die Schule nur verlieren, weil er ihrer Funktionslogik widerspricht. Das andere Extrem, die Verteufelung der modernen Medien durch die Schule, geht an der Lebenswirklichkeit der Schüler vorbei, weil Fernsehen und Computer mittlerweile in fast jedem Haushalt zu finden sind und zum Alltag jedes Schülers gehören. In beiden Fällen gibt sich die Institution Schule der Lächerlichkeit preis. Die Herausforderungen, die sich aus der stark individualisierten Mediennutzung ergeben, sind aber nicht zu leugnen: Politikvermittlung über Medien funktioniert nur, wenn die entsprechenden Informationsangebote auch genutzt werden, und zwar kompetent und im Bewusstsein, dass „sich informieren anstrengend ist“ (Ramonet 1999: 171f). Was ist jetzt die Aufgabe der Schule, wenn sie weder die medialen Effekte nachahmen noch sich mit falsch verstandenem erzieherischen Anspruch auf Distanz zu modernen Medien begeben soll? Eine Antwort könnte lauten: Die Schule kann hier nicht erziehen; sie kann nur aufklären und hoffen, dass die Schüler auf dieser Grundlage sinnvolle Entscheidungen für ihr weiteres Leben treffen.

[...]

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